Gleichberechtigung im Haushalt

Zeromacho Deutschland hat sich zum Ziel gesetzt, die Gleichberechtigung von Frau und Mann in den Blick zu nehmen, auf Missstände hinzuweisen und Änderungen einzufordern. Dieses Ziel ist der Leitgedanke bzw. das zugrundeliegende Motiv, der allen Aktionen und Publikationen zugrunde liegt.

Im privaten Umfeld zeigt sich viel Ungleichheit oft dann, wenn ein gemeinsamer Haushalt geführt wird. In den letzten Jahrzehnten hat unsere Gesellschaft bei diesem Thema unbestreitbar bemerkenswerte Fortschritte gemacht.

Im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) hieß es noch 1896 in § 1356 BGB:

Die Frau ist, unbeschadet der Vorschriften des § 1354 (Dem Manne steht die Entscheidung in allen das gemeinschaftliche Leben betreffenden Angelegenheiten zu; …), berechtigt und verpflichtet, das gemeinschaftliche Hauswesen zu leiten. Zu Arbeiten im Hauswesen und im Geschäft des Mannes ist die Frau verpflichtet, soweit eine solche Tätigkeit nach den Verhältnissen, in denen die Ehegatten leben, üblich ist.“[1]

Nach damaliger Überzeugung musste eine Frau den Haushalt führen, wenn der Mann das wünschte. Weiterhin musste sie im Unternehmen des Mannes mitarbeiten. Dass eine Frau ein Unternehmen hatte, war im Gesetz nicht vorgesehen.

Einen großen Sprung wagte unsere Gesellschaft erst im Jahre 1958 durch das Gleichberechtigungsgesetz. In diesem Jahr wurde der §1356 BGB geändert zu

Die Frau führt den Haushalt in eigener Verantwortung. Sie ist berechtigt, erwerbstätig zu sein, soweit dies mit ihren Pflichten in Ehe und Familie vereinbar ist. Jeder Ehegatte ist verpflichtet, im Beruf oder Geschäft des anderen Ehegatten mitzuarbeiten, soweit dies nach den Verhältnissen, in denen die Ehegatten leben, üblich ist.“[2]

Nun darf sie erwerbstätig sein unter der Voraussetzung, dass sie ihre „Pflichten in Ehe und Familie“ erfüllt. Sollte ihr Mann wünschen, dass sie in seinem Geschäft mitarbeitet, musste sie dem Folge leisten.

1977 wurde eine weitere bemerkenswerte Änderung vorgenommen:

Die Ehegatten regeln die Haushaltsführung im gegenseitigen Einvernehmen. Ist die Haushaltsführung einem der Ehegatten überlassen, so leitet dieser den Haushalt in eigener Verantwortung. Beide Ehegatten sind berechtigt, erwerbstätig zu sein. Bei der Wahl und Ausübung einer Erwerbstätigkeit haben sie auf die Belange des anderen Ehegatten und der Familie die gebotene Rücksicht zu nehmen.“[3]

Und diese Version ist gültig bis heute.[4] Die Formulierung „Die Frau“ wurde ersetzt durch „Die Ehegatten“. Die Frau musste nicht mehr die Erlaubnis ihres Mannes einholen, um arbeiten zu können. Einseitige Pflichten der Frau wurden gestrichen und durch allgemeine Formulierungen ersetzt, die auch für den Mann galten.

Die Debatte um Gleichberechtigung ist ein Prozess der Generationen dauerte und noch längst nicht abgeschlossen ist.[5] Und auch wenn es auf dem Papier (fast) so aussieht als wären Frauen und Männer gleichberechtigt, so zeigen uns Gespräche mit Ehepaaren sowie in festen Beziehung und Partnerschaften lebenden Menschen, dass sich vieles bei der Rollenverteilung im Haushalt hartnäckig hält.

Wie organisieren Sie den Haushalt in Ihrer Beziehung?

Haben Sie schon einmal darüber gesprochen, wie sich die Arbeiten im Haushalt fair auf alle Beteiligte verteilen könnten?

Was definieren Sie eigentlich als Hausarbeit und decken sich Ihre Definitionen?

Teilen Sie die Aufgaben bewusst in Zuständigkeitsbereiche oder machen Sie jeweils ungefragt das, was anfällt?

Ist es Arbeit, an den Wochenendeinkauf oder an Geburtstage der Familie, Freunden und Verwandten zu denken?

Ist es Arbeit, eine Party zu organisieren, ein Kind zu wickeln, zur Schule zu bringen oder ins Bett zu bringen?

Ist es Arbeit, die kaputte Tasse neu zu bestellen oder einen Handwerker zu bestellen und die Reparatur der Waschmaschine zu beaufsichtigen?

Beschuldigen Sie sich gegenseitig, zu wenig im Haushalt zu leisten oder sind Sie zufrieden?

Wir möchten vorschlagen, dass Sie miteinander über das Thema sprechen. Wird Ihnen bewusst, wie Sie die Arbeit im Haushalt aufteilen, können Sie die Aufteilung beeinflussen. Und somit lässt sich das Thema in Ihrer Beziehung in Richtung Gleichberechtigung steuern oder auf dem Kurs der Gleichberechtigung halten. Nutzen Sie dafür gern den folgenden Fragebogen, den verschiedene Organisationen im Netz verteilen. Sie können ihr beispielsweise auf der Seite http://www.equalcareday.de herunterladen.[6]

Eines unserer Zeromacho-Mitglieder hat das ausprobiert und beschreibt es folgendermaßen:

„Meine Frau und ich kennen uns jetzt seit 10 Jahren. Zusammenwohnen wir seit ungefähr sechs Jahren. Von Anfang an war es unser Modell, die Hausarbeit in zwei ungefähr gleich große Bereiche zu zerlegen und diese beiden Bereiche wöchentlich abwechselnd zu erledigen. Unserer Überzeugung nach war das fair. Selbst wenn ein Bereich mehr Arbeit bedeutet, gleicht sich das auf lange Sicht aus. So war zumindest der Gedanke. Die Realität sah dann aber anders aus:

Nur weil meine Frau und ich wöchentlich abwechselnd das Bad putzen, heißt das ja noch lange nicht, dass wir es gleich intensiv machen. Ich bin mit dem Bad in 30-60 Minuten durch, meine Frau nimmt sich dafür gern mal vier Stunden Zeit und interpretiert ‚sauber‘ anders. Wenn ich Wäsche wasche, dann mache ich Knöpfe und Reißverschlüsse zu und drehe vieles auf links, während meiner Frau das total egal ist. Dafür dürfen die Kleidungsstücke ihrer Meinung nach dann nicht zu dicht auf der Leine hängen, während mein Ziel ist, alles auf der Waschmaschine auf dem Kleidertrockner unterzubringen, egal, wieviel das ist. Ich fasse keine Bohrmaschine an, will nichts reparieren oder ausbessern. Meine Frau hat ein Werkzeuglager, dass sich sehen lassen kann – mit viel Spezialwerkzeugen, deren Namen ich nicht kenne. Die Pflanzen in unserer Wohnung sind mir wichtig, während meine Frau bis heute nicht weiß, dass man die gießen muss, damit sie überleben. Ich denke ans Einkaufen und hole das Zeug auch. Meine Frau schreibt gern die Liste, kann aber gefühlt monatelang auf Nahrung verzichten. Ich halte das nicht so lange aus, daher kaufe ich öfters ein. Überhaupt scheint es so zu sein, dass wir im Haushalt dazu neigen, genau die Aufgaben zu machen, bei denen unser persönlicher Leidensdruck höher ist als der unseres Partners. Wir reden viel über  solche Themen, weil wir feststellen, dass Kommunikation der Schlüssel ist, um hier gut miteinander auszukommen. Dennoch sind wir öfters mal frustriert, weil wir das Gefühl haben, selbst mehr zu tun als unser Partner. Als uns dieser Test über den Weg gelaufen ist und wir entschlossen, ihn mal zu probieren, war ich felsenfest davon überzeugt, dass ich am Ende viel mehr im Haushalt mache als meine Frau. Nunja…

Wir haben den Test zweimal ausgedruckt und ihn unabhängig voneinander ausgefüllt. Das ist der wichtigste Punkt. Bloß nicht parallel darüber reden, das verfälscht die Ergebnisse. Man verhandelt dann nämlich über die Angaben. Besser ist es unabhängig voneinander nach bestem Wissen und Gewissen die Kreuze zu machen und danach die ausgefüllten Tests nebeneinander zu legen. Ich kann euch sagen, das bringt wahrhaftig Erkenntnisse. Man kann den Test auf verschiedene Arten machen. Wir haben festgestellt, dass es für uns keinen Erkenntnisgewinn bringt, anzukreuzen, was wir tun, da wir ja die zwei Aufgabenbereiche wöchentlich tauschen. Wir haben daher bei jeder Tätigkeit einen Prozentwert dazugeschrieben von wir selbst glauben, dass das unser Anteil ist. Ich habe zum Beispiel beim Reparieren von Kleidung angegeben, ich würde daran nur einen Anteil von 25% haben, während ich bei der Steuererklärung anfertigen 100% reingeschrieben habe. Beim Schrauben + Bohren habe ich zutiefst überzeugt 0% eingetragen und beim Wochenendeinkauf 65%. Als neue Aufgabe, die nicht auf der Liste steht, habe ich Kartoffel schälen ergänzt. Das war ein kleiner Seitenhieb gegen meine Frau. Aber das nur am Rande. Meine Frau hat parallel ebenfalls Prozentwerte vergeben. Dann haben wir uns neugierig zusammengesetzt.

Es zeigt sich, dass man sich kennt – die Stärken und die Schwächen. In den meisten Fällen addierten sich unsere Prozentwerte auf nahezu 100%. Meine Frau hat beim Thema Schrauben + Bohren 100% eingetragen. Das passt zu meiner Null. Hatte ich erwähnt, das ich Angst vor Bohrmaschinen habe? Bein Einkaufen hat sie sich selbst 40% gegeben, die sich gut zu meinen 65% gesellen. Auch beim Kleidung reparieren könnte man sagen, dass ihre 100% weitestgehend zu meinen 25% passt. Es genügt ja, dass ich zugebe, das ungern zu machen und meine Frau die klare Aussage trifft, sie würde das (immer) erledigen. Meine 100% Kartoffel schälen hat sie akzeptiert. Das ist der einfache Teil. Interessant wird es nun bei den Tätigkeiten bei denen sowohl meine Frau als auch ich der Ansicht sind, den Großteil der Arbeit zu leisten. Alles mit weit über 100% in Summe muss man sich unbedingt anschauen und dann darüber reden. Da steckt Konfliktpotential drin. Die Hausarbeit bei denen wir beide jeweils weiter unter 50% eingetragen haben, ist dagegen kein Problem.

Ich war regelrecht erschüttert, dass meine Frau findet, dass sie 30% Anteil an der Erstellung unserer Steuererklärung hat. Das ist so nebenbei mein Beruf. Für das Jahr 2020 habe ich da locker 20 Stunden Arbeit investiert, während meine Frau mir ein paar Belege gegeben hat. Und wir sind beide der Ansicht, dass wir den Geschirrspüler mit einem Anteil von weit über 50% entkalken. Das sind dann genau die Themen, bei denen wir das Gespräch gesucht haben. Da passt dann die Selbstwahrnehmung nicht zur Fremdwahrnehmung. Und immer wenn das so ist, dann gibt es erfahrungsgemäß Probleme.

Am Ende haben wir die Häufigkeit der Aufgaben gewichtet. Die Steuererklärung wird nur einmal im Jahr gemacht, Wäsche waschen aber ein paar Mal in der Woche. Und dann haben wir alles zusammengerechnet. Das erschreckende Ergebnis war ein Verhältnis von 50 zu 50. Meine Frau und ich machen gleich obwohl wir der Ansicht waren, selbst mehr zu machen als unser Partner. Ich kann nur jedem Paar empfehlen, diesen Test zu machen. Es bietet tolle Erkenntnisse und die Gelegenheit, sich in der Beziehung näher zu kommen, Konflikte zu identifizieren und auszuräumen.“

Schreiben Sie uns gern über unser Kontaktformular, wie sie den Test fanden. Und nun viel Spaß dabei, es selbst auszuprobieren.


[1] BGB_1900.pdf (staatenbund-deutschesreich.info) S.95, § 1356 BGB

[2] § 1356 BGB. Haushaltsführung, Erwerbstätigkeit (lexetius.com)

[3] § 1356 BGB. Haushaltsführung, Erwerbstätigkeit (lexetius.com)

[4] § 1356 BGB – Einzelnorm (gesetze-im-internet.de)

[5] Gleichberechtigung wird Gesetz | bpb

[6] mentalload-test.pdf (equalcareday.de)